Gedanken zu Allerheiligen/Allerseelen 2014

von Pfarrer Ekkehard Remmel

mant. sommer 008 Foto.: Walter Drexelius

„Ich begrüße Euch, alle Lebenden, und freue mich, dass Ihr heute hierher auf den Friedhof gekommen seid, um über mich, den TOD, und über Eure Toten nach zu denken. Ich möchte mich Euch kurz vorstellen und Euch etwas über mein Wohlbefinden erzählen.

Ich, der TOD, bin nicht so alt, wie die Menschheit. Euch hat Gott fürs Paradies geschaffen, mich aber erst bei Eurer Vertreibung aus dem Paradies, als ER zu Adam sagte: „Staub bist du und du wirst wieder zu Staub“ (Gen. 3,13). Seitdem habe ich alle Hände voll zu tun. Jeden Tag werde ich von meinem Chef im Himmel auf die Erde geschickt, um Seelen abzuholen.

Was ich überhaupt nicht leiden kann, das ist das Geschäft mit dem Tod. Ich könnte Euch darüber ein langes Lied singen, wie die Menschen sterben. Die meisten wehren sich mit allen Mitteln gegen den Tod, die anderen sehnen ihn herbei. Ich erinnere mich an einen Kranken, der seine Kinder gebeten hat ihn zu wecken, damit er seine Todesstunde nicht verschlafe.

Sehr geehrte Gemeinde!

In den letzten Jahren geht es mir, dem Tod, gar nicht gut! Stellt Euch vor: Die modernen Menschen betrachten mich nur als ein „ungelöstes medizinisches Problem.“

So verkennen sie den eigentlichen Sinn meiner Existenz oder ignorieren mich sogar. So sagte der amerikanische Regisseur Woody Allen: „Ich fürchte mich nicht vor dem Tod, ich will nur nicht dabei sein, wenn es so weit ist.“

Ganz anders verhielten sich die biblischen Menschen: Ijob hatte vor mir, dem Tod, keine Angst: „Ich weiß, mein Erlöser lebt“, rief er (Ijob 19,1). Ja! Die gläubigen Menschen sehen mich, den Tod, als eine Leiter zum ewig glücklichen Leben im Himmel.

Gut hat diese Menschen der Verfasser des Buches der Weisheit beschrieben: „Die Seelen der Gerechten sind in Gottes Hand… In den Augen der Toren sind sie gestorben, ihr Heimgang gilt als Unglück, sie aber leben in Frieden (3,1-2). Der Gerechte geht in Gottes Ruhe ein“. (4,7)

Der Apostel Paulus hat den Glauben der Christen auf den Punkt gebracht: „Unsere Heimat ist im Himmel“ (Phil 3,20). „Kein Ohr hat gehört, kein Auge hat gesehen, kein Herz kann begreifen, was Gott denen bereitet hat, die IHN lieben.“ (1 Kor 2,9)

Darum sagte die kleine Theresia von Lisieux, die ich ganz jung holen musste: „Nicht der Tod wird mich holen, sondern Gott“.

Verständlicherweise haben die Gläubigen keine Angst vor mir, dem Tode. Der hl. Franziskus bezeichnete mich, den Tod, als seinen Bruder. Das hat mich richtig gefreut!

Und ich will, dass mich alle Menschen so betrachten: nicht als Feind, vor dem sie Angst haben müssen, sondern viel mehr als Freund und Bruder, der sie zu Gott in die ewige Glückseligkeit führt. Ich bin doch für euch Menschen nur eine Fähre zum anderen Ufer des Lebens; ich bin nur ein Sprungbrett zur Auferstehung. Dies hat euch ja Jesus Christus gelehrt und selber gezeigt. ER ist die Auferstehung und das Leben. Wer an IHN glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt (Joh 11,24).

Auf diese Weise wurde auch die Stunde meines Todes bestimmt: Ja, die Auferstehung ist für mich, den Tod, tödlich. Ja, ich, der Tod, weiß, dass ich sterben werde. Und: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage ( Offb. 21,4 ), sondern das neue Paradies im Himmel, Das alles weiß ich, der Tod.

Wisst Ihr das auch?“

Aus: Predigt über „Bekenntnisse des Todes“

von Dr. theol. Monsignore Pfarrer Josef Hernoga  

 Ekkehard Remmel, Pfarrer

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